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c’mon itworks Linz: Zudringliche Beratung masst sich medizinische Kompetenzen an

Aktiver Admin am Sa., 18.02.2023 - 16:47

Erfahrungsbericht c’mon itworks Linz, Oberösterreich.

Zeitraum: Sommer 2021 bis Sommer 2022

Vorweg: Ich habe gesundheitliche Einschränkungen und kann daher laut Gutachten vom BDZ/BBRZ, erstellt im Frühjahr 2021, nur mehr eingeschränkt am Arbeitsmarkt vermittelt werden. Die maximale Tagesarbeitszeit beträgt sechs Stunden. Die maximale Wochenarbeitszeit 25 Stunden. Darüber hinaus wurde mir vom Sozialministeriumservice ein Grad der Behinderung von 50% diagnostiziert und es wurde mir ein Assistenzhund empfohlen.

Seit Februar 2021 bin ich beim AMS als arbeitslos gemeldet. Im Sommer 2021 wurde ich vom AMS Linz zum c’mon itworks zugeteilt.

Beim ersten Treffen wurde die private Situation erörtert. Es wurde nach den Eltern, eventuellen Partnern und eventuellen Kindern gefragt. Bezüglich der Terminfindung wurden die persönlichen Wünsche berücksichtigt. Bei mir sind aus gesundheitlichen Gründen Termine am Nachmittag günstiger. Die Folgetermine fanden daher alle am Nachmittag statt.

Bei den weiteren Treffen wurden Neigungs- und Eignungstests gemacht. Dabei ergab sich, dass mein ursprünglicher Beruf (Physiker) mit meinen Fähigkeiten und Interessen sehr gut zusammenpasst. Parallel dazu wurde mir von meiner itworks-Beraterin ein ansprechender Lebenslauf geschrieben.

Aufgrund meiner mangelhaften Gesundheit habe ich momentan keine Hobbies, dennoch wurde neben „mit dem Hund Spazieren gehen“ noch „Natur“ hinzugefügt, da laut itworks Beraterin ein einzelnes Hobby im Lebenslauf zu wenig ist.

Immer wieder wurde nachgefragt welche Wegzeiten und Wegstrecken mir als Arbeitsweg angemessen erscheinen. Dabei gab ich an, die Zumutbarkeitsbestimmungen zu respektieren, dass ich aber aufgrund meines enormen Schlafbedürfnisses keine darüber hinausgehenden Wegzeiten zu leisten im Stande bin. Auch gab ich an, dass mir die Länge der Wegstrecke unwichtig sei. Wichtig sei mir eine stressfreie und rasche Anreise zur Arbeit. Daraufhin bekam ich verschiedene Arbeitsstellen zur Bewerbung vorgeschlagen. Allerdings war keine Stelle dabei, die meiner Ausbildung entspricht.

Als sich nach Monaten immer noch kein Vermittlungserfolg einstellen wollte, wurde mir im Herbst 2021 geraten meine Ernährung umzustellen und bestimmte Medikamente gegen meinen Durchfall zu nehmen. Gegen meine Stress- und Panikattacken wurden mir esoterische Sachen wie Heilsteine nahegelegt. Da mein Durchfall aber stressbedingt ist, halfen die vom itworks verordneten Medikamente nicht. Weswegen mir dann geraten wurde bei meinem Hausarzt eine Überweisung zum Internisten einzuholen. Denn, so die Hoffnung der itworks Beraterin: Ich könnte an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden. Und wenn ich dann eine spezielle Diät halte, könnte ich die Durchfälle los werden und so auf mehr Arbeitsstellen vermittelt werden.

Mein Hausarzt hatte eine Überweisung ursprünglich abgelehnt. Deshalb wurde von der itworks Beraterin der Druck erhöht: „Wenn Ihnen Ihr Hausarzt keine Überweisung zum Internisten ausstellt, dann sollten Sie den Hausarzt wechseln“ Mir wurde dann auch noch der Arzt genannt zu dem ich wechseln soll. Mit diesen Worten habe ich dann meinen Hausarzt noch einmal um eine Überweisung gebeten und tatsächlich eine Überweisung zum Internisten erhalten.

Beim nächsten itworks Betreuungstermin habe ich dies dann meiner Betreuerin erzählt. Die Betreuerin darauf: „Was, das haben Sie erzählt? Das dürfen Sie doch nicht! Das darf ich Ihnen doch gar nicht raten. Das liegt ja gar nicht in meiner Kompetenz“ – Jedenfalls war das dann der letzte Termin bei dieser Beraterin. Ergänzung: Der Internist fand keine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie, sondern bestätigte die ursprüngliche Diagnose („stressbedingter Durchfall / Reizdarm“).

Ab Mitte Dezember hatte ich eine neue itworks Betreuerin. Im ersten Gespräch wurde mein Gesundheitszustand besprochen. Zur Verabschiedung wurde ich dann gefragt „Wo fahren Sie heuer zu Weihnachten hin?“. Daraufhin habe ich geantwortet: „Sagen Sie mal: Haben Sie mir überhaupt zugehört? Mit meinem Gesundheitszustand fahr‘ ich überhaupt nirgends hin.“ Als ich meinem Vater von diesem Gespräch erzählte, meinte er: „Das hat System. Die wollen kontrollieren ob man auch nach dem Gespräch – also bei der lockeren Verabschiedung – bei seiner Geschichte bleibt.“

Immer wieder wurde ich gefragt, welche Arbeitsstellen ich überhaupt noch machen möchte. Hier wird, soweit ich das beurteilen kann, die Arbeitswilligkeit überprüft. Auch mit so ähnlichen Phrasen wie: „Ein Herr aus meiner Beratung möchte nicht mehr am zweiten Arbeitsmarkt arbeiten. Wie stehen Sie dazu?“ Ich habe einfach nur geantwortet, dass ich die gesetzlichen Zumutbarkeitsbestimmungen akzeptiere.

Da sich auch unter meiner neuen Betreuerin weder ein Vereitelungs- noch ein Vermittlungserfolg einstellte, meinte meine neue itworks Betreuerin, dass ich Asperger-Autismus hätte und deswegen de facto unvermittelbar sei. Um für diesen Verdacht eine Diagnose zu bekommen organisierte die itworks Betreuerin bei einem Psychiater, bei dem ich in der Vergangenheit in Behandlung war, eine Überweisung zu einem klinischen Psychologen. Ich wurde vom itworks lediglich darüber informiert, dass ich mir die Überweisung bei Herrn Doktor W. abzuholen habe. Die Überweisung erhielt ich von der Assistentin. Einen Arzt sah ich bei der ganzen Prozedur keinen. Ergänzung: Die klinische Psychologin, bei der ich die Testung durchführen ließ, diagnostizierte keinen Asperger-Autismus. Laut Auskunft der Psychologin kann man Asperger-Autismus ohnehin nur in der Kindheit zweifelsfrei diagnostizieren.

Im Jänner 2022 wurde ich das erste Mal gedrängt einen Pensionsantrag zu stellen. Ursprünglich weigerte ich mich einen Pensionsantrag zu stellen, da ich mich noch zu jung für die Pension fühle. In den weiteren Terminen wollte mir die itworks Beraterin die Pension schmackhaft machen. Parallel dazu wurde auch vom AMS Linz zunehmend Druck aufgebaut, dass ich bei der PVA einen Pensionsantrag stellen soll. Im Sommer 2022 gab ich nach und gestattete dem „B7 Arbeit und Leben“, in meinem Namen einen Pensionsantrag zu stellen. Zu dem Termin begleitete mich die itworks Beraterin. Danach war die itworks Betreuung abgeschlossen.

Allgemein ist festzuhalten, dass alle relevanten Informationen ans AMS gemeldet werden. Auch umgekehrt wird das itworks vom AMS dazu benutzt, Druck auf die Arbeitslosen auszuüben. Beispielsweise wurde ich einmal am Freitag Nachmittag von meiner itworks Betreuerin angerufen, dass mir das AMS den Bezug wegen Vereitelung einstellen möchte. Darauf meinte ich: „Ja, da brauchen wir dann einen Anwalt.“ Schlussendlich entschuldigte sich die AMS Betreuerin für diesen Anruf. Ich ließ mir daraufhin vom itworks die Anschreiben vorschreiben, damit es künftig keine Probleme mit Vereitelung (durch die Erwähnung von zu viel beruflicher Qualifikation im Anschreiben) mehr geben kann. Diese Anschreiben benutze ich in leicht abgewandelter Form sicherheitshalber auch heute noch.

Die itworks Betreuer betonen immer wieder, dass Sie einem helfen wollen und versuchen sich als Freundin darzustellen. Ich persönlich kam mit beiden itworks Betreuerinnen gut zu Recht und konnte mit beiden sowohl über private als auch berufliche Dinge reden. Man sollte allerdings immer im Hinterkopf behalten wofür die itworks Betreuerinnen bezahlt werden. Nämlich um Arbeitslose aus dem AMS Bezug rauszubringen. Und dafür gibt es mehrere Strategien: Arbeitsunwilligkeit festzustellen, Arbeitsunfähigkeit feststellen zu lassen oder im besten Fall eine Arbeitsstelle zu finden. Bei Müttern wird vermutlich auch kontrolliert ob die Betreuungspflichten erfüllt werden. Darüber hinaus werden die Meldepflichten kontrolliert.

Als ich einmal meinen Bruder besuchte, wurde meine AMS Betreuerin darüber in Kenntnis gesetzt.

Man sollte auch wissen, dass die itworks Angestellten eine gewisse Quote zu erfüllen haben, weil sie ansonsten ihren Job verlieren. Wenn die Vermittlung in Arbeit wenig erfolgversprechend ist, also bei älteren oder gesundheitlich eingeschränkten Arbeitslosen, dann sind die itworks Angestellten gezwungen sich auf die anderen Strategien zu fokussieren.

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Beschwerdeinstanz