Sorry, you need to enable JavaScript to visit this website.

Hinweis zu E-Mail-Anfrage: Aus technischen Gründen und aus Gründen des Datenschutzes und der Netzpolitik bitte Google und gmx meiden! Weitere Infos

Appell an Werner Kogler: Niedergang der Parteigrünen stoppen! Vorward to the Roots!

Soumis par Aktive Arbeits… le ven, 16.02.2018 - 11:33
Angaben zum Brief
Brief abgesendet

Offener Brief aus Anlass des am 17.2.2018 in Wien statt findenden Reformtreffens der Partei der Grünen "Zu(kunft)Hören: Gestalte die Grüne Zukunft mit!"

Sehr geehrter Herr Magister Werner Kogler!

Gegenüber Medien haben Sie gesagt, dass die Grünen eine Diskussion ohne Tabus führen müssen.

Als größte Arbeitslosenselbstorganisation müssen wir Sie daher auf einen Themenbereich hinweisen, der für den Niedergang der Grünpartei ganz wesentlich ist: Die Sozialpolitik.

Kürzlich haben wir die erste Meldung über ein Opfer der von Ihrer Partei mitgetragenen massiven Verschlechterungen der Wiener Mindestsicherung bekommen (siehe Anhang unten!). Leider verweigern die Wiener Grünen ParteifunktionärInnen jeden politischen Dialog – diese nahmen im Gegensatz zu den Sozialdemokraten nicht einmal unsere Aufklärungsflugblätter an! - und fahren mit voller Gewalt über uns Betroffenenselbstorganisationen hinweg.

Wir sind erschüttert, denn Frau Birgit Hebein sagt als Sozialsprecherin die Unwahrheit, wenn sie behauptet, in Wien gäbe es keine Kürzungen bei der Mindestsicherung1, wo doch

  • den meisten Invaliden, die nicht auf dauerhafte Invalidität begutachtet werden, die Dauerleistung gestrichen wird,

  • Jugendlichen, die nicht 4 Monate in Kursen sind, der Bezug um 25% oder 50% gekürzt (wenn diese gar einen eigenen Haushalt führen!) wird,

  • Existenz bedrohende AMS-Bezugssperren nicht mehr (teilweise) ausgeglichen werden und

  • die Tatbestände für Existenz gefährdende Bezugskürzungen massiv ausgeweitet werden! Sogar Sozialarbeitergespräche und ein rechtlich nicht gedecktes Case Management bei der Krankenkasse sollen mit Existenzbedrohung erzwungen werden!

Das ist massive strukturelle Gewalt!

Wer übernimmt die Verantwortung, wenn so wie in Großbritannien, durch steigende Repression und Not, Menschen in den Tod getrieben werden?2

In Wien ist von einem Tag auf den anderen der Schalter umgelegt worden und aus einer kritischen und sozial engagierten Opposition, die meine volle Wertschätzung hatte, ist eine primär um die Sicherung der eigenen Pfründe besorgte und auf Befehl jubelnde Mitregierungspartei geworden.

Im Nationalrat hatte Ihre Partei zuletzt „ArbeitsMARKTenqueten“ im Parlament veranstaltet, wo wir Betroffenenorganisationen nicht einmal als Publikum eingeladen wurden, geschweige denn als ExpertInnen in eigener Sache am Podium. Dafür kamen vor allem Funktionäre und Experten aus dem rotschwarzen Proporz zu Wort, wohl um die eigene Partei als „regierungsfähig“ anzupreisen. Auch das Wording wurde immer neoliberaler! Wir betrachten uns nicht als Ware für den ArbeitsMARKT!

Der „Tag der Arbeitslosen“ ist schon vor Jahren zur reinen Parteiveranstaltung verkommen, Arbeitsloseninitiativen hatten keine Mitsprache mehr!

Auch die von Karl Öllinger angepriesene „Arbeitslosenanwaltschaft“ war stets nur als von oben herab eingesetzte Servicestelle ohne Mitsprache von uns Betroffenen vorgesehen.

Ja, Ihre Partei wollte zuletzt das Strafrecht verschärfen, um frustrierte Menschen durch den Staatsanwalt verfolgen zu können, wenn diese Menschen - gar nicht so unzutreffend? - ParteipolitikerInnen als "Politithuren" bezeichnen. Ist das ist nicht eine rechte Law-and-Order-Querfront?

Die Einführung von Internetzensur hat Ihre Partei ebenso gefordert im „Kampf gegen Hatecrime“ der schnell zum Kampf gegen kritische Meinungen gewendet werden kann. Die wirtschaftlichen und politischen Strukturen der Gewalt, die den Hass fördern, bleiben so erst recht bestehen, werden verdeckt und gefestigt.

Wie kann sich Ihre Partei da noch als „Menschenrechtspartei“ bezeichnen!

Auch von den Grünen wird Politik von oben herab über uns Betroffene hinweg gemacht. Was ist mit dem „Prinzip Basisdemokratie“der Grünen?

Beenden Sie bitte umgehend diese zutiefst unmenschliche Politik der verbürgerlichten Zeigefingermoralisten in Ihrer Partei!3 Bekämpfen Sie endlich die tieferen URSACHEN der gesellschaftlichen Probleme im Neoliberalismus statt nur mit Gewalt SYMPTOME zu unterdrücken!

Ihre Partei ist mit verantwortlich, wenn viele Menschen aus Verzweiflung den Rechtspopulisten auf den Leim gehen oder sich ganz zurück ziehen!

Wenn Sie den kommenden Parteitag nicht dazu nutzen, die Grünen wieder zur Achtung der Menschenrechte und der Demokratie zu bewegen, bleibt uns leider auch nichts anderes übrig, als immer wieder auf das Zwidenken & Zwihandeln der Grünen ParteifunktionärInnen und Parteigläubigen hinzuweisen!

Daher bitte schnell: Forward to the Roots!

Ich leide noch nicht am politischen Alzheimer und kann mich noch an die 80er Jahre erinnern, weil Hainburg zu den Schlüsselerlebnissen in meiner Jugend gehören!!!4

Eine durch und durch korrumpierte und abgehobene Grünpartei braucht außer Ihren eigenen Parteigläubigen kein Mensch mehr!

Mit basisgewerkschaftlichen Grüßen

Mag. Ing. Martin Mair
Obmann "Aktive Arbeitslose Österreich"

Informationen zu den von den Grünen mitgetragenen Verschlechterungen und unserer Forderungen im Text unseres Flugblatts verteilt beim SPÖ-Landesparteitag (Stand: nach der Beschlussfassung) bzw. im Text unseres Flugblatts verteilt beim Grünen Landesparteitag in Wien (Stand: Vor Beschlussfassung, mit weiteren Links)

Übirgens: Auch in Tirol und Vorarlberg tragen die Grünen Verschlechterungen bei den Ärmsten mit!

3Lesetipp als Anregung zum Thema Neopuritanismus: Stefan Zweig "Castellio gegen Calvin - Ein Gewissen gegen die Gewalt"

4Was die Grünen eins bewegte können Sie im von der Grünen Bildungswerkstätte 1987 herausgegebenen Buch „Die Republik im Fieber“ immer noch nachlesen.


Anhang: Text eines Vaters dessen Sohn die Dauerleistung weggenommen wird

Es geht um meinen Sohn (EDV-Techniker), 33 jährig, der psychische Probleme hat und seit Jahren Mindestsicherung bezieht. Er erhielt bisher immer 12 Monate BMS zuerkannt (und auf Grund seiner lang anhaltenden Krankheit auch 13. und 14. Bezug).

Nun wurde für befristete Mindestsicherung der 13. und 14. Bezug gestrichen - eine Katastrophe, da auf einen Schlag ca 1.700 Euro fehlen, die dringendst benötigt werden. Außerdem wurde die aktuelle Mindestsicherung nur für 4 Monate gewährt und eine ärztliche Kontrolle angeordnet. Im Hintergrund warten Case Management und jede Menge Belastungen für einen kranken Menschen; der noch dazu sehr leicht gereizt ist und ausflippen kann.

Fragen:

1) Was kann man tun?

2) Gibt es überhaupt unbefristete Arbeitsunfähigkeit?

3) Gibt es noch eine Art von Invalidenpension?

4) Wer könnte ihn beraten?

(Er ist aber relativ beratungsresistent) Mache mir als Vater Sorgen und werde wohl für reduzierte Zuwendungen an ihn eintreten (als Pensionist) da er überleben muss. Was ist von der neuen Regierung zu erwarten? Bin besorgt.

 

 
Weitere Informationen
Schlagworte