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"Arbeit suchen" für Führungskräfte und AkademikerInnen = gratis hackeln für MSP Management Specials?

Aktiver Admin am Fr., 03.11.2006 - 14:35

Zwölfwöchige Projektarbeit in einer Integrationsmaßnahme & Zertifikat zum Projektmanager

Es handelt sich um ein neuartiges Projekt, das in dieser Art erst ein Mal im Frühjahr stattgefunden hat. Veranstalter ist eine Personalvermittlungs"firma": Einzelunternehmer Erwin Groisz, mit nur 3 nicht fix angestellten TrainerInnen.

Zielgruppe: AkademikerInnen und Führungskräfte. Offizielles Ziel: Im Laufe des Projektes alle TeilnehmerInnen auf den Qualifikationen der TeilnehmerInnen entsprechende Führungspositionen zu vermitteln. Es wurde ein zweitägiges Assessment veranstaltet, in dessen Rahmen das Projekt-Design wie folgt angepriesen wurde:

Uns wurde vollste Flexibilität der TrainerInnen und ein Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der TeilnehmerInnen und der Gruppe in Aussicht gestellt. Auf allfällige Themen-Wünsche der TeilnehmerInnen (in bezug auf Theorie-Einheiten) würde selbstverständlich flexibel eingegangen (Arbeitsrecht, Steuerrecht, Projektmanagement, ...).

Schulung und aktive Arbeit sollten in einem Verhältnis von 50:50 stehen bzw. völlig flexibel, je nach Wunsch der TeilnehmerInnen. Dabei wurden wir völlig im Unklaren darüber gelassen, worin genau die eigentliche Arbeit bestehen wird. In der 2. Kurswoche war dann die Rede von 80% Arbeit und 20% Schulung. Mittlerweile (Kurswoche 5) sind es noch weniger. Schulungs-Einheiten finden nur mehr freitags statt: 1,5 Stunden je Woche.

Beim Assessement wurden völlig andere Inhalte versprochen, als sie nun tatsächlich auf dem Programm stehen:

Von Unterricht/Kurs/Projektmanagement ist jetzt plötzlich keine Rede mehr - wir werden dort als "Leiharbeitskräfte" eingesetzt: Ohne entsprechenden Vertrag und ohne Bezahlung, was die Motivation der TeilnehmerInnen nicht unbedingt hebt. Und wir sollen nun Werbung für diese Firma machen ohne überhaupt irgendwelche Informationen über die Firma zu erhalten. Bei meinen Rückfragen wurde ich sehr unfreundlich abgefertigt.

Management specials verdient also doppelt an uns: das AMS zahlt für jeden Teilnehmer Geld an sie und wir erledigen dafür auch noch gratis ihre Arbeit.

Ich habe während des Assessments angeregt, eine/n Spezialist/in von Wirtschafts- und Arbeiterkammer zu den Themen Unternehmensgründung (da einige der TeilnehmerInnen überlegen, sich selbständig zu machen), Rechtsformen und Verträge einzuladen, da die TrainerInnen unsere Fragen dazu nicht beantworten konnten. Dies wurde mir zugesagt; nun wollen die TrainerInnen nichts mehr davon wissen. Stattdessen kommt es nun vermehrt zu "Einzelgesprächen", in denen Druck auf die TeilnehmerInnen ausgeübt wird.

Berichte von anderen TeilnehmerInnen:

  • Einem der Teilnehmer wurde zu Beginn gesagt, er könne selbstverständlich seine geringfügige Beschäftigung weiter ausüben. Diese Zusage wurde rückgängig gemacht: Er müsse seine Nebenbeschäftigung aufgeben, weil er ja nicht einfach am Freitag früher gehen kann (wegen der Vorbildwirkung für die anderen), was im Verlauf von den 3 Monaten, die diese Schulung dauert, durchaus existenzbedrohende Ausmaße annehmen kann.
  • Einem älteren Teilnehmer wurde gesagt, dass er ohnehin nie wieder eine Arbeit finden würde. In einem "Einzelgespräch" mit den 3 TrainerInnen wurde versucht, ihn zur Abmeldung vom AMS zu veranlassen. Er solle sich entweder selbständig machen oder mit seiner alten Firma eine Lösung aushandeln, die ihm ein sofortiges Übergehen in den Ruhestand ermöglichen würde.
  • Einem anderen Teilnehmer, der mit einer Ausländerin verheiratet war, wurde während des Assessment-Einzelgespräches von einem der Trainer gesagt, dass es ohnehin schon zu viele Ausländer in Österreich gäbe.

Die TeilnehmerInnen sind in die Bereiche "Vertrieb", "Support", EDV und "Innovation" eingeteilt. Ich habe den Wunsch geäußert, von der Abteilung "Support", der ich zugeteilt wurde, in die "Innovation" zu wechseln, um einen maximalen persönlichen Lernerfolg herauszuholen und auch einmal in einen Bereich hineinzuschnuppern, mit dem ich bisher beruflich weniger zu tun hatte. Das hatte ein sehr unangenehmes Einzelgespräch mit einem der Trainer zur Folge, in dem dieser mir sagte, dass das nicht in Frage kommt, weil er sonst zu wenige Telefonisten für seine Gruppe hätte.

Einer Teilnehmerin, die einen Schulungsbedarf im Bereich EDV angemeldet hatte - zu Beginn wurde ja zugesichert, individuellem Schulungsbedarf würde selbstverständlich nachgekommen -, wurde vorgeworfen, dass sie innerhalb dieses Projektes ihre Eigeninteressen durchsetzen wolle.

Der Ton seitens der TrainerInnen verschärfte sich zusehends. Sie betrachteten sich als unsere Vorgesetzten ("Bereichsleiter").

Für "individuelle Bewerbungsphasen", während derer man selbst auf den Firmen-Computern nach offenen Stellen suchen kann, wie während des Assessments vereinbart, war jetzt plötzlich kaum mehr Zeit. Es wäre auch schwierig, da es nicht einmal für jeden Teilnehmer einen PC gibt und die wenigen vorhandenen Arbeitsplätze entsprechen sicher nicht den geltenden Arbeitnehmerschutz-Gesetzen.

Im Oktober will der Firmen-Inhaber eine Pressekonferenz veranstalten gemeinsam mit der Industriellen-Vereinigung bzw. in deren Räumlichkeiten. Der Vater eines der Trainer, Johannes Kleemann, sitzt in der Industriellen-Vereinigung, in der er das Projekt der Öffentlichkeit vorstellt, offenbar in der Hoffnung, dass das AMS das Projekt dann verlängert oder überhaupt institutionalisiert wird.

Somit liegen bei den TrainerInnen die Nerven blank, weil sie (bzw. wir) diese Pressekonferenz organisieren sollen und ihre Arbeitsplätze davon abhängen, ob das Projekt weitergeht oder nicht. Wir müssen nun also in den für individuelle Stellenrecherche vorgesehenen Zeiten für sie Firmen anrufen, die sie uns vorgeben, und diese zur Zusammenarbeit, nämlich zur Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit dieser Firma management specials bewegen; wir sollen ihre Werbe-Materialien aktualisieren, ihre homepage basteln und ihre Datenbank pflegen etc.

Das Zertifikat "Projektmanager", das wir am Ende erhalten sollten, ist kein offizielles, das von der Zertifizierungsstelle für Projektmanagement (Projektmanagement Austria Group) anerkannt wird, wie wir am Ende der zweiten Woche erfahren haben.

Während des Assessements wurde uns gesagt, dass an das AMS keinerlei Daten oder Informationen übermittelt werden. Während der ersten Woche hat man uns dann gesagt, dass das AMS eine Anwesenheitsliste erhält; während der zweiten Woche wurde uns mitgeteilt, dass an das AMS für jeden einzelnen Teilnehmer eine Liste mit den Bewerbungsaktivitäten während des Kurses übermittelt wird und ein Protokoll über das Verhalten jedes einzelnen während der Maßnahme. Als Sanktion für unangepasstes Verhalten wurde uns in Aussicht gestellt, dass management specials uns nicht weiter vermitteln würde und dass das AMS einen entsprechenden Bericht über uns erhalten würde. Das würde aber dem Datenschutzgesetz widersprechen, da niemand von uns die Zustimmung zur Übermittlung unserer Daten an Dritte erteilt hat.

Auch die Arbeiterkammer war auch sehr erstaunt über die Methoden dieser Firma.

Mitte letzter Woche (Kalenderwoche 35) war bereits Beitrag auf Ö1 über diese Firma und ihre fragwürdigen Methoden bzw. die letzte Gruppe im Frühjahr (von der übrigens nur 5 Personen vermittelt wurden oder auf andere Weise - "Abmeldung vom AMS" - herausgefallen sind), wo das Projekt offenbar auch nicht sehr gut gelaufen sein dürfte.

Der in den "Einzelgesprächen" ausgeübte Druck zielt meines Erachtens darauf ab, dass möglichst viele TeilnehmerInnen sich von der Maßnahme abmelden und dadurch auch ihre AMS-Bezüge verlieren.

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